Jeder Mensch möchte geachtet, mit Respekt und Wertschätzung behandelt werden.
Jeder Mensch möchte lernen und sich entwickeln.
Jeder Mensch möchte die Hoheit über die Dinge haben, die er allein bewältigen kann.
Jeder Mensch möchte verstanden werden und hat ein Recht darauf, dass Kommunikation in der Form geschieht, der er folgen kann.
In der Psychiatrie während der DDR wurden Menschen mit Behinderung als rechtlose Objekte gewertet. Sie galten als nicht bildungs- und förderungsfähig wurden und ebenso behandelt. Sie hatten keinerlei Privatsphäre, keine eigene Kleidung, keine Rückzugsmöglichkeiten, noch nicht einmal zur Verrichtung der Notdurft und der persönlichen Hygiene. Ich habe als junge Frau unter der Entrechtlichung und den unvorstellbaren Lebensbedingungen dieser Menschen gelitten. Gleichzeitig fühlte ich mich schuldig, da ich Teil des Systems war. Bis heute tragen Menschen mit Behinderung die Spuren dieses Leidensweges. Sie verhalten sich manchmal seltsam und stellen die Helfenden vor Rätsel.
In der Kinder- und Jugendhilfe sind mir hilflose, oft selbst in der Kindheit vernachlässigte, geschlagene Eltern begegnet, die die Not ihrer Kinder nicht sehen konnten. Auch das Unrecht und die Gewalt die sie Ihnen teilweise antaten, konnte man Ihnen kaum nahebringen. Solch ein Verhalten war für sie normal, sie wurden als Kinder ebenso behandelt, oft noch schlimmer. Meine Überzeugung schärfte sich immer mehr, dass wirksame Hilfe für Kinder in Not in der Regel nur über die Eltern möglich ist. Erst wenn die Eltern mit ihrem eigenen Leid in Kontakt kommen, können sie das Leid ihrer Kinder überhaupt sehen und begreifen. Eltern brauchen die Chance der Nachsozialisation, der Trauer um die eigene Kindheit, der Wut auf die Menschen, die Ihnen geschadet haben.
Sie werden jedoch selten mit Respekt behandelt: nicht in Behörden, nicht in Schulen, oft nicht einmal von den Professionellen, die Sie unterstützen sollen.
Mitarbeiter in Unternehmen jeder Art werden oft nicht in ihren Fähigkeiten und ihrer Persönlichkeit gesehen, sondern sollen vor allem dem Vorgesetzten folgen und möglichst wenig hinterfragen. Vorgesetzte verhalten sich nicht immer als Vorbilder, in der Sprache, im Verhalten, in der Haltung. Mangelt es an Transparenz und Verbindlichkeit, an Wertschätzung, an Klarheit und Orientierung? Herrscht eine Kultur, in der Fehler nicht gewünscht sind und sanktioniert werden?
Der Umgang der Mitarbeiter untereinander ist mitunter geprägt vom Streben nach Harmonie, wenig offener Kommunikation und konstruktiver Auseinandersetzung in der Sache. Kommt es zu Verfehlungen einzelner Klienten gegenüber, gilt die Loyalität der Kollegen meist nicht dem Klienten. Auch dann nicht, wenn sie das Vorgefallene für falsch halten.
Ich habe viel gelernt und oft auf schmerzliche Weise Erkenntnisse gesammelt. Immer war auf der Suche nach meinem Platz, an dem ich diese umsetzten kann. Das WKS Modell mit seiner Grundhaltung „Jeder Mensch hat die Regie über seine Möglichkeiten“ (Willem Kleine Schaars: Begegnen mit Respekt dgtv Verlag 2010), deckt sich mit meinen Überzeugungen ebenso wie mit meiner Haltung.
Wenn es gelingt, diese Grundhaltung zu etablieren, dann ist ein großer Schritt getan zur Mündigkeit von Menschen, die weniger können und Assistenz brauchen. Für die Kultur des Umgangs miteinander in Unternehmen, in Familien, eben in der Gesellschaft wäre es geradezu grandios. Im Sommer 2014 habe ich mit der Ausbildung zur WKS- Trainerin begonnen. So kann ich meinen Beitrag leisten, diese Grundhaltung in der Gesellschaft verankern zu helfen. Und: Ich habe meinen Platz gefunden.
Mein Anspruch ist es, dem, was mich antreibt, gerecht zu werden. Ich agiere auf Augenhöhe in der Weise, die Sie brauchen. Ich nehme Sie und ihr Anliegen ernst und begegne Ihnen mit Respekt und Wertschätzung.